Zum 80. Geburtstag von Heidi Mahler

Als Tochter von Heidi Kabel und Ohnsorg-Intendant Hans Mahler könnte man denken, dass ihr der Schauspielerberuf bereits in die Wiege gelegt wurde. Aber ihr Vater hätte wohl lieber gesehen, wenn sie Apothekerin geworden wäre. Doch die Tochter hat sich gegen den Wunsch ihres Vaters durchgesetzt und sich mit siebzehneinhalb Jahren für die Aufnahmeprüfung an der staatlichen Hochschule für Musik und Theater angemeldet. Als sie unter einer Vielzahl von Bewerber_innen ausgesucht wurde, verließ sie die Schule und ließ sich bei Eduard Marks zur Schauspielerin ausbilden.

Vor 60 Jahren, am 2. Februar 1964, stand Heidi Mahler dann das erste Mal auf der Bühne des Ohnsorg-Theaters – in einer kleinen Rolle in der Komödie De Glücksgaloschen. In der Kritik war über diesen Auftritt zu lesen: »Heidi Mahler weht … als Glücksdeern durch die Szene.« Doch bereits vier Monate später konnte sie in dem Schwank De vergnöögte Tankstell gleich in einer Doppelrolle zeigen, was sie im Studium gelernt hatte: als junge Dolly Hansen, die sich, verkleidet als Schmiermaxe Hans, das Vertrauen von zwei Hobby-Rennfahrern erschleicht. Und die Deutsche Presseagentur bewertete ihre Leistung als »einen guten Start« ins Schauspieler_innenleben. Sie sollte Recht behalten, denn Heidi Mahler spielte sich als jugendliche Liebhaberin schnell in die Herzen der Ohnsorg-Zuschauer in den Großen Bleichen in Hamburg und wurde durch die Fernsehübertragungen auch bald zu einem neuen Liebling der Fernsehnation.

Gut 19 Jahre lang war Heidi Mahler im festen Engagement am Ohnsorg-Theater. In dieser Zeit verkörperte sie 72 Rollen der unterschiedlichsten Autoren – von Hermann Boßdorf über August Hinrichs und Walter Arthur Kreye bis Fritz Wempner. Es waren lustige und komische Rollen, tragische wie in Mudder Mews oder Belinda, aber auch experimentelle wie in Swieg still, Jung oder Dat Speel vun Dokter Faust. Heidi Mahler hat jeder ihrer Rollen mit ihren vielfältigen Ausdrucksmitteln eine eigene Wirkung verliehen. Das haben nicht nur die Zuschauer_innen des Ohnsorg-Theaters genossen, das blieb auch Kolleg_innen von anderen Theatern nicht verborgen. So ist es nur zu verständlich, dass Heidi Mahler 1983 gern dem Ruf Rudolf Noeltes gefolgt ist, um an der Seite von Will Quadflieg in seiner Michael Kramer-Inszenierung am Thalia Theater die Rolle der Schankwirtin Lise Bänsch zu spielen. Die Inszenierung wurde ein großer Erfolg und Heidi Mahler verabschiedete sich erst einmal vom plattdeutschen Theater.

Fortan gastierte sie als freie Schauspielerin an verschiedenen Theatern Deutschlands und war verstärkt in Fernsehproduktionen zu sehen. Daneben machte sie ausgedehnte Tourneen bis ins benachbarte Ausland mit Schauspielern wie Peter Fricke und Hans Putz, aber gern auch mit ihrer Mutter Heidi Kabel. Während der Intendanz von Walter Ruppel schnupperte Heidi Mahler 1989 das erste Mal wieder ins Ohnsorg-Theater hinein. An der Seite ihrer Mutter stand sie dort in der Uraufführung von Een Mann is keen Mann wieder auf der Bühne. Und Christian Seeler gelang es schließlich, dass sie seit 1996 wieder regelmäßig auf der plattdeutschen Traditionsbühne zu sehen ist – erst in den Großen Bleichen und seit 2011 am Heidi-Kabel Platz. Auch wenn Heidi Mahler viel Zeit auf Bühnen außerhalb Hamburgs steht, für die Zuschauer_innen am Heidi-Kabel-Platz gehören Heidi Mahler und das Ohnsorg-Theater zusammen. Denn mittlerweile sind es bereits wieder mehr als zwanzig Rollen, in denen Heidi Mahler auf der Ohnsorg-Bühne zu sehen war. Darunter in den Ohnsorg-Klassikern Op Düvels Schuuvkoor, Brandstiftung, Dat Hörrohr, En Mann mit Charakter und natürlich als Meta Boldt in Tratsch op de Trepp. Ihr großes Können und ihre einzigartige Schauspielkunst hat sie aber auch etwa als Ida im Witwenclub, als Linda Lohmann in Utmustert, dem Tod eines Handlungsreisenden, zum hundertjährigen Ohnsorg-Jubiläum gezeigt. Und für ihre Rolle als Mudder Mews im gleichnamigen Stück von Fritz Stavenhagen wurde sie für ihre großartige schauspielerische Leistung mit dem Theaterpreis Hamburg – Rolf Mares ausgezeichnet.

Anlässlich ihres Geburtstags zeigt das Ohnsorg-Theater vom 1. bis 12. Mai 2024 den LustspielklassikerTratsch op de Trepp mit Heidi Mahler in ihrer Paraderolle als Meta Boldt.