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OSKAR KETELHUT: SEIT 25 JAHREN FEST AM OHNSORG

Es war Sonntag, der 27. Mai 1990. Uraufführung von „Dat Verwesselspeel“ von Friedrich Hans Schaefer nach einer antiken Komödie von Plautus. Hinter der Rollenbezeichnung Musikanten, Volk, Statuen, Seeleute und was man sonst noch so braucht standen die Namen von drei Schauspielschüler_innen des langjährigen Oberspielleiters des Ohnsorg-Theaters, Wilfried Dziallas. Zwei von ihnen haben später, nach Abschluss ihrer Ausbildung, bis heute die Geschichte der plattdeutschen Traditionsbühne mit geschrieben. Sandra Keck und Oskar Ketelhut. Erst als Gäste, dann als feste Ensemblemitglieder.

Als Musikanten zupften sie in weißen Overalls Luftsaiteninstrumente, brachten mittels ihrer Münder Uffta-Uffta-Töne hervor und schnupperten erste plattdeutsche Theaterluft. In die Wiege wurde Oskar Ketelhut das Plattdeutsche jedoch nicht gelegt, als er 1963 in Mannheim in Baden-Württemberg geboren wurde. Nach seiner Schul- und Studienzeit ließ er sich von 1987 bis 1991 am Bühnenstudio der darstellenden Künste in Hamburg zum Schauspieler ausbilden. Nach absolvierter Prüfung gastierte er in den Folgejahren als freier Schauspieler unter anderem am Ernst Deutsch Theater, an den Hamburger Kammerspielen, der Hamburgischen Staatsoper und vor allem immer wieder am Ohnsorg-Theater, wo er schließlich am 20. Januar 1997 ins feste Ensemble aufgenommen wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er jedoch schon in zehn Theaterstücken an den Großen Bleichen gespielt – unter anderem in der poetischen Komödie „Manda Voss warrt 106“, mit der Heidi Kabel ihr sechzigjähriges Bühnenjubiläum gefeiert hat. Doch auch in hochdeutschen Fernsehaufzeichnungen des NDR hatte er bereits mitgewirkt und von 1996 bis 2000 auch eine Hauptrolle in der 13-teiligen hochdeutschen Fernseh-Comedy-Serie „Die Ohnsorgs“ übernommen.
Seine erste Rolle mit monatlicher Festgage war dann einer der beiden jungen Seeleute in der kräftigen Komödie „Seemann, pass op!“ Und wenn Oskar Ketelhut jetzt am 20. Januar 2022 auf 25 Jahre im festen Engagement zurückblickt, findet er unter seinem Namen im Geschichtsbuch des Ohnsorg-Theaters weitere 67 Stückeinträge – Komödien, Schwänke, Dramen und Tragödien. In den so unterschiedlich gelagerten Rollen und Charakteren konnte und kann Oskar Ketelhut alle Facetten seiner vielschichtigen Schauspielkunst zeigen. Immer wieder waren darunter auch Figuren aus der Weltliteratur, die er so eindrücklich verkörpert hat: „De Schimmelrieder“, „Utmustert (Tod eines Handlungsreisenden)“, „Mudder Courage un ehr Kinner“, „Herr Puntila un sien Knecht Matti“, „De Blaue Engel“, „Misery“, „De Sommernachtsdroom“, „Unkel Wanja“, „Lengen na Leev“, „Soul Kitchen“, „Honnig in’n Kopp“ und „De Mann in’n Stroom“.

2011 erhielt er für seine Rolle des aufrührerischen Sohns Fritz in „Slagsiet (Die Katze auf dem heißen Blechdach)“ den Rolf-Mares-Preis zugesprochen; 2018 wurde er mit der Produktion „Buten vör de Döör“ sowie 2021 für „Extrawurst“ mit dem Monica Bleibtreu Preis ausgezeichnet.

Oskar Ketelhut ist ein Schauspieler für alle Fächer und Fälle. Im Bereich Operette und Musical zeigt er z.B. die musikalische Seite seiner Kunst – etwa als Karl in „De Vetter ut Dingsda“ oder als sadistischer Zahnarzt in „De lütte Horrorladen“, oder in der Jubiläumsspielzeit des Ohnsorg-Theaters 2002 eine weitere Facette seiner Vielseitigkeit, als er mit Meike Meiners ein Puppentheater baute und die beiden eine 40-minütige Puppenspielfassung des Hörrohrs aufführten.
Wer Oskar Ketelhut auf der Bühne gesehen hat, dem verlangt nach mehr, egal ob als Ensemble-Spieler oder aber auch als Solist, wie z. B. in „Nipple Jesus“. Das Ohnsorg-Theater dankt seinem Stammspieler aber erst einmal für ein Vierteljahrhundert herausragende künstlerische Arbeit.

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